Wenn wir schon in LA sind wenn gerade die Academy Awards 2014, der Oscar, verliehen wird, dann wäre es ja geradezu töricht sich das Spektakel nicht einmal aus der Nähe anzuschauen, oder?
Gesagt getan. Ich bin zwar kein Freund von großen Menschenansammlungen, dafür aber von guten Filmen. Gegen einen gemütlichen Filmabend habe ich selten Einwände und auch die private Sammlung kann sich sehen lassen. Das einzige Bild dass in unserer Wohnung hängt (bzw. hing, Hallo Steffi und Dominik) ist ein groß gedruckter Ausschnitt aus dem wunderbaren Streifen Heat, Al Pacino im Kampfgefecht. Die Aussicht ein paar Leinwandgrößen aus nächster Nähe zu sehen versprühte also durchaus einen gewissen Charme.
Ich hatte die naive Vorstellung man kann sich da einfach an die Straße stellen und dann fahren die schweren Jungs und Mädels gemütlich vor, schlendern ein wenig vor der Werbetapete und verabschieden sich nach ein paar Interviews und ein bissel Winken schließlich in die Halle. OK, so nachträglich wirklich etwas unrealistisch, andererseits war es sooo viel anders nun auch wieder nicht. Die Strasse war zwar durch einen Fotografenunfreundlichen Zaun abgesperrt und die Polizisten vom LAPD haben für die Einhaltung des notwendigen Abstands gesorgt aber die Limousinen fuhren tatsächlich in Sichtweite vor.
Nur, wer kann es Ihnen verübeln, auf das Geschrei von hysterischen Fans, die Gesangseinlagen von Publicity geilen Alkoholikern und die Sprechchöre von Protestanten hatten sicher die wenigsten Lust. So kam es dann auch dass, in der Zeit in der wir vor Ort waren, kein “Star” in Sichtweite erschien. Lediglich, mir fremde, Gäste trudelten ein. Ich dachte ja da sitzt alles mit Prominenz voll aber offensichtlich kann man auch als Normalsterblicher am Oscarabend ins Dolby Theatre kommen. Vielleicht mal für nächstes Jahr vormerken.
Grundsätzlich ist der Walk of Fame und allgemein das Gebiet rund um das Dolby Theatre (ehemals Kodak Theatre) bis auf den Namen wenig spektakulär. Alles ein wenig in die Tage gekommen und wären nicht die Sterne auf dem Gehweg und die Freaks und Touristen um einen herum, wäre es eine Meile auf der teurer Ramsch verkauft wird wie überall sonst auf der Welt. Aber gut, es ist Hollywood und da drückt man schon mal ein Auge zu.
Wir waren früh dran und konnten noch völlig ohne Stress zum Schauplatz des Geschehens hin laufen und waren uns des ganzen Ausmaßes zuerst noch gar nicht bewusst. Als wir auf einmal an das Ende der Abzäunung kamen und uns tatsächlich nur wenige Meter (oder meinetwegen foot) vom weltberühmten roten Teppich wiederfanden. Allerdings waren wir nicht ganz alleine und teilten uns die spektakuläre Aussicht mit anderen Verrückten.
Wie gesagt ist dieser Maschendrahtzaun nicht gerade ein Hingucker aber immerhin haben sie keine Mauer hochgezogen und so ergaben sich folgende Ausblicke.
Und als sich die Szenerie dann etwas mit Leben füllte konnte der geneigte Zuschauer die einlaufenden Gäste begutachten. Bestimmt ein hoch karäter den ich da fotografiert habe aber ich erkenne sie nicht.
Jeder versuchte mit dem ihm/ihr zur Verfügung stehenden Mitteln das Geschehen für die Nachwelt zu dokumentieren. Es ist ja nicht so dass das Event Live in allen Facetten weltweit übertragen wird. So kommen eben auch aberwitzige Konstellationen zustande wie ein Tablet neben einem Tausende Euro Objektiv. Das schlimme ist, ich befürchte die Ausbeute war bei beiden gleich mau.
Als wir bemerkten dass da nicht Bruce Willis und Jacky Chan eintreffen, sondern Leute die teilweise sogar selbst gefahren sind und ansonsten wahrscheinlich die Kinder der begehrten Stars zur Schule bringen, war es Zeit dem Trubel zu entkommen. Mittlerweile hatte sich hinter und teilweise sogar unter uns, man glaubt nicht wie schnell manche Leute kollabieren, eine beachtliche Menschentraube gebildet die es zu durchpflügen galt. Interessanterweise sind zwischenzeitlich die Sicherheitsvorkehrungen massiv nach oben geschraubt worden. Alle neu Ankömmlinge wurden akribisch durchsucht und auch ich wurde, einige Minuten zuvor, von einem Officer nach dem Inhalt meines Rucksacks befragt.
Und weil die nicht wussten was wir wussten oder aber was wussten was wir nicht wussten wollten immer noch mehr Leute rein.

Auf beiden Seiten das gleiche Bild und ich schätze auf der anderen Seite der Halle sah es nicht anders aus
Das LADP stellte sich wohl auf einen längeren Einsatz ein und baute, vorausschauend, Zelte auf.
Aber auch die geladenen Gäste, also die Nicht oder NIcht-so-sehr Prominenz wurde genau kontrolliert. Kofferäume, Unterböden, Rückbänke wurden gefilzt und die Insassen befragt.
Wer sein Auto nicht vorzeigen kann und für die Limo kein Geld ausgeben will, der kommt einfach zu Fuß. Nichts ist unmöglich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Ja, es wurde sprichwörtlich jede Schraube unter die Lupe genommen.
Letzten Endes sind wir in einer Cocktail Bar nur wenige Hundert Meter vom Geschehen gelandet und konnten beim Blick in den TV, auf dem die Live Übertragung der Oscar Verleihung lief, nicht fassen dass wir dort gerade standen und es so anders wahrgenommen haben. Großen Respekt an die Verantwortlichen und die Medien die es schaffen dieses Event so glamourös wirken zu lassen und den Zauber aufrecht erhalten den Hollywood ausmacht. Ein schönes Erlebnis, da waren wir uns einig und dann drehten wir uns wieder zur Live Band um, die die Bar mit heißen Rhythmen einheizte und genossen den Abend.
3 Kommentar bisher
Geil, wie nah ihr dran wart. Oprah hatte sich schon über den großen Blonden in der Menge gewundert 8)
Ja das war von der Sache her schon echt mal interessant. Ellen war aber der Host 🙂